Aus der Geschichte der Jugendarbeit in Moritzburg und Rödern

Luftaufnahme altes Psm gelaende

Das Diakonenhaus Moritzburg e.V. verfügt über eine lange Tradtion der Jugendarbeit. Ehemals in Dresden-Gorbitz gegründet zog das Diakonenhaus Moritzburg und seine sozialen Einrichtungen zu Beginn des 20. Jahrhunderts nach Moritzburg und schuf dort eine große Jugenhilfeeinrichtung. In Folge kam es immer wieder zu Erweiterungen der Arbeitsfelder und der Standorte.

Einen ersten Einschnitt erfuhr die Jugendarbeit des Diakonenhauses mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten, in deren Folge kirchliche Einrichtungen ihre Erziehungsarbeit einstellen mußten. Auch in der Zeit bis 1989/90 konnte die Tradition der Jugendarbeit in dieser Form nicht wieder entstehen. Erst mit dem Jahre 1990 konnte das Diakonenhaus Moritzburg wieder in der Jugendhilfe arbeiten und entsprechende Einrichtungen in Moritzburg betreiben.

Produktionsschule Moritzburg - Die Beköstigung Die Beköstigung wird durchgeführt nach der Art der in den Staatsanstalten des Königreichs Sachsen üblichen Ernährungsweise, doch erhalten körperlich schwächliche Kinder eine regelmäßige Extragabe an Milch, um ihr körperliches Wohlbefinden zu fördern. Die gesamte Milcherzeugung der ca. 35 Stück Rindvieh umfassenden Tierhaltung, sowie die Fleischproduktion der Schweinezucht kommt in der Hauptsache in der eigenen Wirtschaft zur Verwendung.

Die Bekleidung ist so beschaffen, daß die Kinder möglichst wenig als Anstaltinsassen kenntlich sind, gleichwohl aber eine gleichmäßige Kleidung haben, die ihnen sehr gut steht und die von ihnen mit Freude getragen wird, weil sie sehr kleidsam ist, wie unsere Abbildung zeigt. Sie ist fünffach und umfaßt:
1. einen guten Wintersonntagsanzug aus gutem Gensdarmtuch mit grünem Kragen und bunter Schülermütze, die je nach den Familien verschieden ist, so daß sich unsere Zöglinge, wenn sie auf Urlaub gehen, mit Stolz sehen lassen können.
2. Garnitur ist ein leichter Sommersonntagsanzug mit Weißem Strohhut.
3. Garnitur ist ein kräftiger und sauberer Schulanzug aus Loden. Hieran schließen sich als 4. und 5. Garnitur die beiden Arbeitsanzuge. Hierbei gibt es zwar auch eine dicke Winterdüffeljacke, jedoch ist der ehrlichen, blauen Bluse, auch um der Sauberkeit willen bei doppelter Unterkleidung der Vorzug zu geben. Bei den Mädchen ist die Bekleidung in ähnlicher Weise abgestuft wie bei den Knaben.

Der Gesundheitszustand der Zöglinge ist im Großen Ganzen gut. Die Lage mitten in den großen Moritzburger Forsten auf freier, luftiger und gesunder Höhe trägt dazu bei, den Großstadtkindern gar bald zu einem gesunden Aussehen und kräftigen Wachstum zu verhelfen. Die ärztliche Behandlung liegt in der Hand eines Anstaltsarztes. Ein neu erbautes Krankenhaus mit allen Erfordernissen, die an ein solches von der modernen Hygiene gestellt werden, ist 1911 vollendet worden. Für die Pflege der Kinder ist eine besondere Krankenschwester angestellt worden. Außerdem ist noch für etwa umsichgreifende, ansteckende Krankheiten eine Döckersche Baracke vorhanden, die am Ausgange der Anstalt am Waldesrande gelegen ist.

Der Gottesdienst findet in der eigenen, geräumigen, 300 Sitzplätze darbietenden Anstaltskapelle statt. Beide, die Schule und die eigene Kirche, ermöglichen es, daß die Beaufsichtigung der Zöglinge ununterbrochen und unauffällig durchgeführt werden kann. Die konfirmierten Burschen der Außenhöfe besuchen - dies sei hier gleich mit bemerkt - die Ortskirchen, damit sie dem Gemeindeleben nicht zu sehr entfremdet werden, doch werden der Unterricht und sonstige religiöse Unterweisungen in den Anstalten selbst dargeboten.

Die Beschäftigung unserer schulpflichtigen Zöglinge findet in Moritzburg vor allen Dingen in Garten und Feld statt. Die hier zur Verfügung stehenden ca. 40 Morgen Land sind für diesen Betrieb sehr bequem gelegen. Sie werden nur von den Kindern unter Mithilfe von 14 Pflegern sowie der Insassen des Brüderhauses bewirtschaftet. Auch in der Viehzucht werden hierfür geeignete Knaben für ihren späteren Beruf in der Landwirtschaft beschäftigt. Gelegenheit zur Erlernung eines Berufes bietet das Rettungshaus Moritzburg in seiner Schneiderei sowie in der Tischlerei. Außerdem wird noch eine einfache Teppichknüpferei und eine Strohflechterei betrieben. Auch eine Holzspalterei ist im Gange.

Produktionsschule Moritzburg - Zu Unterhaltungen und VergnügenZu Unterhaltungen und Vergnügen bieten wir unseren Zöglingen viel Gelegenheit in den Freistunden, wo sie nach Herzenslust spielen und sich tummeln können. Jede Familie besitzt einen Garten, in dem jeder Zögling sein Beet hat, welches er bebauen und dessen Ertrag für sich verwerten kann. Bei gutem Wetter unternehmen wir weite Wanderungen in großen und kleineren Gruppen, nach Meißen oder Pillnitz oder sonst ins Land. Kriegsspiele und Freilandspiele werden ausgeführt. Für den Winter haben wir unsere "fröhlichen Abende", wo sich sämtliche Anstaltsinsassen bei Schokolade, Spiel und Gesang zusammenfinden. Wir haben ferner noch Märchenabende und Erzählstunden, zu denen noch hin und wieder Lichtbildervorträge kommen und Ähnliches mehr.

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